MICHAEL FISCHER SYMPOSION 2017
Brücken bauen zwischen Kulturen und Nationen
in eine neue Welt.

Unter der Schirmherrschaft von EU-Kommissar Johannes Hahn


I« Europa NEU denken beinhaltet die Frage:
Welches Europa wollen wir? Die Zukunft ist nicht etwas, das sich ohne unser Zutun ereignet. Sie ist vielmehr etwas, das unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen durch unser eigenes Mitwirken, durch unser Wissen und Nichtwissen, unser Können sowie unsere Hoffnungen und Befürchtungen erst entstehen wird … »
Univ. Prof. DDr. Michael Fischer

EINBLICKE

Sie ist eine spröde Schönheit und ihr Modus ist das widerständische Dagegen leben. Sie weckt Hoffnung und birgt Enttäuschung. Sie ist eine Stadt der Ankommenden und der Abfahrenden, der Gestrandeten und der Alteingesessenen. Sie ist der Widerspruch in sich, die Stadt des „berauschenden kosmopolitischen Gestanks“, das „Chaos einer großartigen Ordnung“ und Inbegriff der „zwecklosen Geschäftigkeit“, wie Joseph Roth sie 1929 beschrieb. – „Marseille ist eine Welt, in der das Abenteuerliche alltäglich und der Alltag abenteuerlich ist. Hier kann man ratlos sein. Marseille ist das Tor der Welt, Marseille ist die Schwelle der Völker. Marseille ist Orient und Okzident. Von hier schwammen die Kreuzritter ins Heilige Land. Durch diesen Hafen strömen viele Märchen von Tausendundeiner Nacht nach Europa. Hier landeten orientalische Motive, hier warfen sie die Anker aus, hier betraten sie den Boden europäischer Literatur und Kunst. … Marseille ist New York und Singapur, Hamburg und Kalkutta, Alexandria und Port Arthur, San Francisco und Odessa.“ – Das gilt heute ebenso wie vor 100 Jahren.

In dieser widerspenstigen Stadt richten wir das nunmehr sechste, Michael Fischer gewidmete Symposion der Reihe „Europa Neu denken“ aus. Nach Stationen in Triest (2012 und 2013), Piran (2014), Dubrovnik (2015) und zuletzt Syrakus (2016) ziehen wir nach Südfrankreich, um Brücken zwischen Nationen und Kulturen zu bauen, zwischen Nachbarn und gänzlich Fremden, zwischen Frauen und Männern, Wissenschaftlern und Künstlern, Jung und Alt … Wir möchten Brücken schlagen von einer Sprache zur anderen, vom Klang zum Licht, vom Himmel zur Erde, von Afrika nach Europa. Verbindendes Element ist uns hierbei nicht nur das architektonische Konstrukt, sondern auch und vor allem das Meer, das auch dem Symposions-Namensgeber immer besondere Inspirationsquelle war.

Marseille wende Frankreich den Rücken zu und blicke stattdessen auf das Meer, sagt man. Von dort kommen seit 2600 Jahren Menschen aus aller Herren Länder oder machen sich auf die Reise in die weite Welt. Neben den vielen Immigranten in der jüngeren Vergangenheit – aus Armenien, Italien, Nordafrika – warteten 1940 in Marseille eben auch Zehntausende Verzweifelte am Kai, in der Hoffnung, das besetzte Frankreich verlassen und vor den Nationalsozialisten fliehen zu können.

Die älteste und wohl auch die am wenigsten französische aller Städte Frankreichs spiegelt ihr Antlitz im Mittelmeer wider, auf dem sich Europa und Afrika treffen, Handel getrieben und Krieg geführt wird. Hier, in dieser Mittelmeermetropole und wichtigen Hafenstadt, ist das ethnisch-kulturelle Zusammenleben von Christen, Moslems, Buddhisten und Juden gelebter Alltag, mit all seinen Chancen und Konflikten, dem Trennenden und Vereinenden.

Als Brücken zum Nachbarn dienen uns denn nicht nur Bauwerke, der Handel sowie digitale Netzwerke und analoge Verkehrswege. Als eine besonders große Hürde erweist sich – trotz Teilhabe an der globalen Gesellschaft – immer wieder das Verstehen in der Vielfalt der Sprachen. „Die Sprache Europas ist die Übersetzung“, wird Umberto Eco gerne zitiert. Europa, und vor allem der Mittelmeerraum bauen auf einer paradoxen Praktik auf: eben nur „fast“ das gleiche zu sagen. Denn Europa spricht nicht eine Nationalsprache, sondern die Sprache Europas ist ein permanenter Übersetzungsprozess. Dabei kann die Übersetzung als Brücke dienen, die uns in ein gemeinsames europäisches und internationales Haus führt. Und doch bleibt jede Sprachvermittlung immer auch Illusion, kann sie doch nur ein Abbild, Annäherung sein.

Uns interessieren aber nicht nur die klassischen Probleme der sprachlichen Translation, sondern wir fragen auch nach den Rahmenbedingungen der Bildproduktion und -codierung bzw. -decodierung und untersuchen das Potenzial, das Kunst, Literatur, Musik als Brückenfunktion bei interkulturellen Prozessen zukommt und beleuchten in verschiedenen Panels das weite Themen-Spektrum.

 


Schirmherrschaft / Patronage - EU-Kommissar Johannes Hahn

Partner / Partenaire - Universität Salzburg / Universität Mozarteum Salzburg

Concept / Organisation
- Ilse Fischer, Unternehmenskultur & Kulturdesign, Salzburg

Organisation / Assistance - Ingeborg Schrems, Universität Salzburg / Universität Mozarteum

Beratung / Conseils content

Margarethe Lasinger, Dramaturgin, Salzburg
Barbara Cassin, Philosophin, Paris
Stefan Weidner, Journalist / Autor, Köln
Hedwig Kainberger, Journalistin, Salzburg
Michael Krüger, Schriftsteller / Verleger, München

Board
Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele
Claudio Magris, Schriftsteller, Triest
Andreas Kaufmann, LEICA AG CEO
Carl Philip von Maldeghem, Intendant Salzburger Landestheater